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16.11.2024 – 80 Jahre Zerstörung Jülichs

Symbolbild

80 Jahre Zerstörung Jülichs erinnern mich daran, dass ich vor zwei Monaten mit meinem Vater seinen 80 Geburtstag feiern durfte.

Er wurde Anfang September 1944 in Aachen geboren und unmittelbar nach der Niederkunft musste meine Großmutter mit ihm auf dem Arm „in die Evakuierung“ fliehen, denn die Alliierten rückten auf Aachen vor.

Auch Bourheim war Ende des zweiten Weltkrieges ein stark umkämpfter Kriegsschauplatz. Nach der Bombardierung Jülichs fanden hier noch heftige Kämpfe statt, bis die deutschen Truppen auf dem Rückzug am 22.11.1944 unseren Kirchturm sprengten und danach den Alliierten das Schlachtfeld überließen.

Die Bourheimer Zivilbevölkerung befand sich ebenfalls „in Evakuierung“. In einem Text der Bourheimer Chronik heißt es:

Wir alle waren froh, als es am 17.-19. März 1945 hieß: Wir gehen nach Hause. Zuerst waren es 52 Personen.

Erschütternd war der erste Anblick, unvorstellbar die Verwüstung. Fast jedes Haus war mehr oder weniger stark beschädigt. Unser Gotteshaus ein Gräuel der Verwüstung. Höfe, Straßen und Felder waren von Granaten aufgerissen und von verminten Stacheldrahtschanzen durchzogen. Tote Soldaten lagen zwischen verendeten Tieren. Überall verbreitete sich ein entsetzlicher laichen Geruch. Große scharen von Ratten und Mäusen hausten in den Trümmern. Nach und nach kamen einzelne Familien aus der Evakuierung zurück.

Menschen auf der Flucht hat es über die Jahrhunderte immer gegeben. Für uns hier im Jülicher Land liegt diese schwere Zeit zum Glück nun 80 Jahre zurück. Und dieses Glück bringt es mit sich, dass heute Menschen aus anderen Ländern bei uns Schutz suchen. Schutz vor Krieg und Unterdrückung und Schutz vor Armut und Hunger.

Bourheim hat bereits in den letzten Jahren immer wieder Flüchtlinge aufgenommen. In der Containeranlage am Sportplatz, im Pfarrhaus – als es noch ein Pfarrhaus war – und auch in Privathäusern.

Die Stadt Jülich errichtet derzeit an unserem Sportplatz wieder eine Containeranlage um Flüchtlinge unterzubringen.

Die ursprünglich für 8 Personen geplanten Anlage wird nun für 12 Personen ausgelegt und soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Bevor dann die Belegung erfolgt soll es eine Möglichkeit für die Bourheimer Bevölkerung geben einen Einblick in die Unterkunft zu erhalten. Mit dem Bürgermeister und dem zuständigen Dezernenten wurde abgestimmt, dass – soweit dies irgend möglich ist – in der Bourheimer Unterkunft Familien untergebracht werden.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am 07.11.2024 in seinem Statement zur Regierungskriese folgendes gesagt:

„Ich erwarte von allen Verantwortlichen, dass die der Größe der Herausforderung gerecht werden.“

Dies gilt nicht nur für die Bundespolitiker, denn verantwortlich für unser Land ist jeder Einzelne von uns. Auch und besonders dann, wenn es darum geht die christliche, solidarische, menschenfreundliche Seite unseres Landes zu zeigen.